Der innere Trieb zum Dienst

Gleich nach meiner Bekehrung erwachte in mir ein heißes Verlangen und Sehnen, an den betrübten und verlorenen Seelen zu arbeiten. Auf die Frage meiner Eltern, was für einen Beruf ich erlernen möchte, gab ich nie eine rechte Antwort. Denn das Tiefe, dass in mir lag, konnte ich ihnen nicht offenbaren. Andererseits konnte ich es auch nicht dämpfen oder unterdrücken. Jahrelang stellte sich mir immer wieder die Frage vor Augen und im Herzen, ob ich es so ruhig ansehen könne, wie die verlorene Welt, die vielen Menschen in der Dunkelheit und Finsternis ihres Lebens immer tiefer in die Sünde hineinsinken. Dieses bewegte mich tief in meinem Inneren, und ich fühlte mich von Gott zu dieser Arbeit beauftragt und gerufen. Ich wartete nur darauf, dass ich, ohne mein Zutun, auch von Menschen dazu beauftragt wurde. Auch erwartete ich die Erfolge und Segnungen von Gott – die Bestätigung meiner Berufung. Und sehr schnell kam auch diese Antwort. Bald reihte man mich in den Gesangchor ein. Die älteren Brüder nahmen mich auch immer mehr und öfter mit, wenn sie Besuche machten; vor allem, wenn es galt, schwierige Dinge zu klären und aus dem Weg zu räumen.

In einer Gemeinde hatten die Ältesten schon monatelang viel Mühe, um den Frieden von zwei Uneinigen herzustellen. Es fiel deshalb so schwer, weil einer des anderen Schuld immer größer sah als die eigene. Als sie wieder einmal längere Zeit mit ihnen darüber disputierten und trotzdem nicht zurechtkamen, wurden mehrere Brüder aufgefordert, über diese Sache ihre Meinung zu äußern. Bald aber merkte ich, dass die Ursache der Uneinigkeit daraus kam, dass etliche Schlichter es mit der einen und andere mit der anderen Seite hielten. Als ich nach meiner Meinung gefragt wurde, sprach ich meine Herzensgedanken aus und erklärte offen, dass beide schuld seien. Denn wenn einer von ihnen demütig genug wäre und vergeben könnte, würde diese noch vorliegende Kleinigkeit bald aus dem Wege geräumt sein. Beide ließen diese Worte an ihrem Herzen wirken, und sie brachten die Angelegenheit sofort in Ordnung.

Kurz darauf ging es um eine Sache zwischen zwei Frauen. Die Diakone nahmen mich zu der Aussprache mit den Frauen mit. Die Brüder hatten schon ihr Möglichstes versucht – vergeblich. Sie machten mich darauf aufmerksam, dass ich mich nicht daran stören sollte, wenn die zwei hart gegeneinander kommen würden. Als wir zusammen waren, murrten die zwei alten Mütter darüber, dass sie zur Auseinandersetzung dieser Angelegenheit einen so jungen Bruder mitgebracht hätten. Darauf antwortete ich, ohne dazu aufgefordert zu sein, und es kam mir aus tiefem Herzen: „Ich bin ein neugeborenes Gotteskind. Ich möchte heute bei den Älteren sehen, wie man sich versöhnt“. „O großer Gott“, sagte Mutter Buller, „was habe ich für eine große Aufgabe!“ Und sie brach in Tränen aus. Dieses bewegte auch das Herz der anderen, und die Versöhnung kam bald zustande.

Wie bereits am Anfang erwähnt, versuchte ich schon vor meinem 14. Lebensjahr hier und da etwas für den Herrn zu tun. Mir fehlte aber die geistliche Pflege in der Jugend. Der Zug zum Ungöttlichen trat immer stärker um mich hervor, so dass ich vom Guten immer mehr abkam. Nun aber lagen die Zeiten der Peinigung des Gewissens hinter mir. Gott verhalf mir zu einer echten Bekehrung. Wie wohl tat mir der innere Friede, wie erquickte mich das Gebet! Es war mir eine tiefe Freude, am Bau des Reiches Gottes mitzuhelfen. Ich tat es, wo und wie ich es nur zu tun vermochte. Im tiefen Inneren verspürte ich aber den Drang, weit in die Welt hinauszugehen – möglichst weit fort.