Schädliche Einflüsse

Was schädliche Einflüsse für das Eheleben bedeuten können, ist mir aus folgender Begebenheit in Erinnerung.

Kurz nach unserer Hochzeit gingen wir einmal zusammen zum Bahnhof. Ich trug zwei schwere Gepäckstücke, meine Frau zwei etwas leichtere. Um mir zu helfen, nahm mir ein Verwandter eines der Gepäckstücke ab. Ich aber ergriff eines der Gepäckstücke meiner Frau und nahm es ihr ab. Das aber gefiel meinem Verwandten nicht. Und als wir einen Vorsprung hatten, so dass die anderen uns nicht hören konnten, machte er mir Vorwürfe und sagte: „Das darfst du nicht tun! Deine Frau ist gesund und stark, und du bist es nicht. Wenn du so weitermachst, wirst du deine Frau verwöhnen!“ Es hatte ihm nicht gefallen, dass meine Frau sich das Gepäckstück hatte nehmen lassen, und er tadelte sie dafür bei mir. Dann stellte er mir seine Frau als Beispiel vor Augen und sagte: „Schau, sie hat jetzt 3 Kinder, besorgt all ihre Arbeit allein und hilft mir noch. Mit deiner Frau aber wird es so weit kommen, dass sie bei jedem Kind noch ein Mädchen zur Hilfe haben muss!“ So und ähnlich redete er eine ganze Zeit. Er liebte mich und meinte es gut mit mir. Er ahnte aber nicht, welch schädlichen Einfluss er damit in mein Herz säte. Und auch ich ahnte nicht, dass die ungute Saat bei mir so aufgehen würde.

Tatsächlich sah ich jetzt meine Frau in einem anderen Licht als bisher. Und in meinem Herzen entstand ein nicht geringer Kampf. In meinem Gebet sagte ich zum Herrn: „Herr, ich habe meine Frau doch von dir. Es ist doch alles deine Leitung gewesen. Ich selbst habe ja auch genug Bedenkzeit gehabt“. Die Worte meines Verwandten hatten in mir einen Riesensturm verursacht. Obwohl ich mich bemühte, meine Frau nichts merken zu lassen, sagte sie nach kurzer Zeit: „Es muss etwas nicht in Ordnung sein, du bist ganz anders als früher“. Ich zögerte mit der Antwort, zog mich zunächst in die Stille zurück. Im Gebet wurde mir klar, dass ich meiner Frau alles sagen musste. Ich musste mit der ganzen Geschichte abbrechen. Ich liebte sie doch sehr, hatte ihr aber keine Antwort auf ihre Frage gegeben. Bald aber trat sie wieder mit derselben Frage an mich heran. „Ich werde dir alles sagen“, gab ich zur Antwort. „Ich werde dir auch erzählen, was mein Verwandter zu mir gesagt hat. Zwischen uns soll alles Störende und Trennende beseitigt werden. Du sollst aber deswegen meinem Verwandten nicht böse sein. Er liebt mich, und ich liebe dich“.

Nachdem ich meiner Frau alles berichtet hatte, ging ich zu meinem Verwandten und sagte ihm: „Jetzt habe ich meiner Frau erzählt, wie alles gekommen ist. Die Sache musste aus der Welt geschaffen werden. Durch dich habe ich mich gegen sie beeinflussen lassen. Sie ist doch meine Frau, und ich liebe sie. Und nun möchte ich dich bitten, mir nie wieder etwas gegen meine Frau einzureden und zu sagen. Wenn sie etwas Unrechtes machen sollte, werde ich es selbst sehen. Auf keinen Fall möchte ich mehr gegen sie beeinflusst werden, das ist nicht gut! Wenn ich selbst etwas sehe, so hat es nicht die Schärfe, als wenn mir jemand anders davon sagt“.

Aus diesem Vorfall habe ich eine gute Lehre gezogen. Ich habe erlebt, wie so leicht von der Seite anderer ein Keil zwischen Eheleute getrieben werden kann. Dieses kann auch geschehen, ohne das nennenswerte Ursachen zugrunde liegen. Wie man einen starken, schier unbezwinglichen Holzklotz spalten kann, wenn man einen kleinen Keil hineinschlägt, so kann man auch Eheleute leicht auseinander bringen. Aber ich ziehe es vor, Eheleuten lieber die guten Seiten voneinander zu zeigen und sie dadurch näher zusammen zu bringen.

Als wir später drei und vier Kinder hatten, kam mir diese Geschichte oft in den Sinn. Meine Frau hat fast nie fremde Hilfe gebraucht. Außerdem hat sie sehr oft noch viele Gäste täglich versorgt und beherbergt und noch viel in der Gemeinde mitgearbeitet. Ich musste so oft daran denken, wie der Feind so leicht ungerechte Bedenken und Dinge hereinbringen kann. Tausende Ehen sind schon durch ungünstige Beeinflussungen und durch Missverständnisse gestört, ja auseinander gebracht worden!