Komm mit!

O Seele, komm mit mir!

Schon lange ruft des Hirten Stimme dir,

Schon lange, lang ist er dir nachgegangen,

Schon lang bist du in eignem Weg befangen.

Er sieht dich in den Dornen arg verstrickt,

Er weiß die innre Bürde, die dich drückt.

 

Du hast dich schnöde von ihm abgewandt,

Willst nicht geführet sein von seiner Hand.

Und diese Hand, sie streckt nach dir sich aus,

Sie möcht dich ziehen in das Vaterhaus.

Du liebst ihn nicht; er aber, glaub es doch,

Er liebt dich noch.

 

O Seele, denk daran:

Er liebt dich, wie nur Jesus lieben kann!

Im Freundeskreis, beim funkelnden Pokal,

In wilder Lust, im schönen Festessaal,

Da findst du Freude wohl auf kurze Stunden,

Doch wahre Liebe wird dort nicht gefunden.

 

O komm mit mir und schau, wie er dich liebt!

Komm nach Gethsemane. Zu Tod betrübt

Liegt dort im feuchten Gras der Gottessohn

Auf seinem Angesichte. Und der Lohn,

Um den er ringt in bittrem Todesschmerz,

Das ist: Dein Herz.

 

Dein Herz, o Lieber mein,

Dein Herz, so schuldbefleckt, so hart wie Stein:

Er hat’s erkauft, er hat bezahlt den Preis.

Er hat gesiegt im Kampfe schwül und heiß,

Hat überwunden alle Höllenmächte.

Und du bist frei gemacht durch Gottes Rechte!

 

Weh, und du zauderst noch? Für kurze Freud

Verschmähst du eine ew’ge Seligkeit?

Du liebest deine Ketten. Armes Kind,

O denk, was hier noch an die Sünd dich bindt,

Das fesselt dich auch drüben, hält dich fern

Von Gott, dem Herrn.

 

Drum, Seele, komm doch heut,

Eil, eil zum Retter hin, noch ist es Zeit!

O dring durch Trägheit, Leichtsinn und Verzagen

Und komm, den Sprung an Gottes Herz zu wagen.

An Gottes Herz, das lauter Liebe ist,

Leg alles, was du hast und was du bist.

 

Ja, alles! Er, der alles dir gegeben,

Verlangt auch alles: Wille, Herz und Leben.

Er beut dir an Vergebung deiner Schuld,

Gibt Freiheit, Leben, Leitung, Schutz und Huld.

O komm nur glaubend, gib dich völlig hin,

So hast du ihn.