Mitten in die Welt voll Streit
Ist der Christ gestellet;
Feindesmacht von jeder Seit
Sucht, wie sie ihn fället.
Doch es gilt ein Wörtlein hier
Auch dem schwächsten Kinde,
Schreib es tief ins Herze dir:
Überwinde!
Wenn sich Zorn und Hass dir nahn
Mit der bösen Flamme,
Ungesäumt blick himmelan
Zu dem Gotteslamme.
Schleicht die Trägheit sich herzu,
Fesselt dich so linde:
Raff dich auf, brich durch im Nu,
Überwinde!
Will mit ihrem fahlen Schein
Lüge dich bestechen,
Sag zu dem Versucher: Nein,
Ich will Wahrheit sprechen!
Selbstsucht trachtet Tag und Nacht,
Wie sie fest dich binde:
Brich durch Lieben ihre Macht,
Überwinde!
Überwinde, wenn die Lust
Kommt zu deinem Herzen.
Kind, man siegt nicht unbewusst,
Kämpfen ist nicht scherzen!
Groß ist deiner Feinde Zahl
Und sie nahn geschwinde:
Wär’s des Tags zehntausend Mal,
Überwinde!
Oft als Löwe kommt der Feind,
Macht dem Herzen bange;
Oft, wenn alles ruhig scheint,
Kommt er leis als Schlange.
Ob er schmeichelt, ob er brüllt,
Sorg, dass er dich finde
In des Lammes Blut gehüllt.
Überwinde!
Kannst es nicht in eigner Kraft,
Müsstest bald erliegen;
Doch der Herr, der Wunder schafft,
Er gibt Macht zum Siegen.
Tu nur weit dein Herze auf
Seinem Geisteswinde;
Dann, zum Kampf gegürtet, lauf,
Überwinde!
Horch! Er ruft von seinem Thron:
„Wer da überwindet,
Der soll erben als mein Sohn
Leben, das nicht schwindet“. (1)
Und es gilt dies große Wort
Auch dem schwächsten Kinde,
Halt’s im Herzen fort und fort:
Überwinde!
1) Offb. 21:7