Lasset uns beten!

Stille ist’s im Gotteshause,

Leise ist das Lied verklungen.

Durch die weihevolle Pause

Ist ein ernster Ruf gedrungen:

Lasset uns beten!

 

Lauscht dem Wort von Tag zu Tagen,

Lasst es durch die Seele ziehen;

Statt so viel zu scherzen, klagen,

Lasst zu Gottes Herz uns fliehen!

Lasset uns beten!

 

Hört es in des Morgens Kühle,

In des Abends sanftem Neigen;

Hört es in des Mittags Schwüle,

In dem mitternächt’gem Schweigen:

Lasset uns beten!

 

Ist das Herz von Freud erfüllet,

Ist das Auge feucht von Tränen,

Ist im Kampf der Trost verhüllet,

Beugt uns ungestilltes Sehnen:

Lasset uns beten!

 

Sind verschlungen unsre Pfade,

Ist kein Ausweg mehr zu schauen,

Dennoch leuchtet uns die Gnade.

Lasst uns harren und vertrauen!

Lasset uns beten!

 

Wenn wir vor den Vater treten,

Wird das Flehn mit Danken enden.

Lasset uns beten!